Das Lackballett
Ein letzter Farb-Klang-Rausch von Oskar Schlemmer
„Ich habe mich auf ein Abenteuer eingelassen. Ich kann‘s nicht lassen. Die Gelegenheit ist günstig. Ich mache zu dem Jubiläumsfest, am 6. Dezember, ein Lackballett. Ich habe das einmal geäußert, schon früher. Nun werde ich beim Wort genommen. Eigentlich mach ich‘s nicht ungern. Man kann mit einfachen Mitteln etwas sehr Reizvolles machen. Nur aus farbig lackierten Pappen, Bällchen, Stäben und so weiter.“ Brief von Oskar an Tut Schlemmer, Wuppertal – 4.11.1941
Der vormalige Bauhausmeister Oskar Schlemmer entwarf als letztes Bühnenwerk 1941 in geschütztem Rahmen in den Farbwerken Herberts Wuppertal – da er seinerzeit als sogenannter „entarteter Künstler“ galt – ein Lackballett. Es wurde einmal – am 6. Dezember 1941 in Wuppertal im Rahmen eines Festes der Farbwerke, die ihn damals als künstlerischen Mitarbeiter und Ausbilder für Lackexperimente beschäftigten – aufgeführt und bis 2019 nicht wieder aufgegriffen.
Das THEATER DER KLÄNGE nahm die Jubiläums-Aktivitäten zu „100 Jahre Bauhaus“ für das Jahr 2019 zum Anlass, sich mit dieser „rheinisch-bergischen“ Arbeit von Oskar Schlemmer auseinanderzusetzen und die Idee zeitgenössisch in neuer Gestalt weiter- und gut 77 Jahre später erstmalig öffentlich aufzuführen. Zum Einen wurden die von Oskar Schlemmer entworfenen und realisierten Figurinen neu interpretiert. Bei der Neuinterpretation des THEATERs DER KLÄNGE ging es vor allem um eine Material- und Farbinterpretation, da das Thema Lack 2018/19 andere Antworten ermöglichte, als noch in den 1940er Jahren.
Zum Anderen wurden sowohl die skulpturalen Bewegungsmöglichkeiten, als auch die da-raus resultierenden Choreografien in Form von Materialtänzen, Figurinentänzen und einem finalen „Reigen“ für ein abendfüllendes Programm neu entwickelt.
Das Lackballett ist eingebettet in eine interaktive Live-Videoszenografie und interaktive live-elektronische Musik, wie das THEATER DER KLÄNGE dies schon seit 2005 für mehrere intermediale Tanzproduktionen entwickelt und erprobt hat. Auf diese Weise wird der Brückenschlag von der klassischen zur digitalen Moderne gemacht!
Resultat ist eine zeitgenössische Farb- und Formperformance, ein Farb-Klang-Rausch. Lackbilder werden durch den Tanz von Lackfigurinen zu sich immer wieder neu formenden, übermalenden und ständig anders erscheinenden Lichtmalereien. Durchaus im Geiste Oskar Schlemmers ist dies gleichermaßen eine zeitgenössische Kunstaktion wie ein Tanzkonzert!
26. November 2019, 19.30 – 22.00 Uhr, Stadthalle Hagen, Wasserloses Tal 2, Hagen
Bild: Theater der Klänge